Projekt zum Schutz des vom Aussterben bedrohten „Großen Brachvogels“

Im Wetteraukreis versuchen alljährlich einige der letzten hessischen Brachvogelpaare ihre Jungvögel großzuziehen. Meistens geschieht dies ohne Erfolg. Die eindrucksvolle Vogelart mit dem typischen flötenden Gesang ist bundesweit stark gefährdet und in Hessen sogar vom Aussterben bedroht. Der Große Brachvogel ist mit seinem 17 cm langen nach unten gebogenen Schnabel unverwechselbar. Er erreicht eine Größe von 55 bis 58 cm und kann bis zu 30 Jahre alt werden.

Der in wechselfeuchten Wiesen brütende Vogel ist in unserer Region vor allem durch Feinde, wie zum Beispiel Füchse, bedroht. Die durch Tollwutimpfungen und großes Nahrungsangebot in ihrem Bestand zunehmenden Füchse rauben immer wieder Gelege oder erbeuten Jungvögel.

Daher wird mit unterschiedlichen Methoden versucht, die Bedrohung der Gelege bzw. der Jungvögel durch Feinde zu verringern und insgesamt die Lebensräume für die bodenbrütenden Wiesenvögel zu verbessern.

Mittelfristig wirksame Maßnahmen:

In den letzen Jahren wurden in den Brutgebieten des Großen Brachvogels mehr als 30 flache Gewässer angelegt, die von den Vögeln zur Nahrungsaufnahme aufgesucht werden. Zudem wurden in einem gemeinsamen Modellvorhaben mit der Öffnet externen Link in neuem FensterDeutschen Wildtier Stiftung im Oktober 2007 in einem Brutgebiet des Großen Brachvogels ringförmige Flutrinnen angelegt, die im Frühjahr mit Wasser gefüllt sind. In der Mitte dieser Ringe entsteht eine große trockene Insel, hier soll der Brachvogel idealerweise brüten. Da Füchse sich nicht gerne „nasse Füße“ holen, werden die im Bereich der vernässten Flächen vorkommenden Gelege oder Jungvögel besser geschützt sein. Zusätzlich wurden zwei kleine Flachwasserteiche gebaut, an denen Kiebitze, Brachvögel und die in unmittelbarer Nähe brütenden Weißstörche ihre Nahrung suchen können. Die Planung der vier Flutrinnen und der Teiche wurde vom Naturschutzfonds Wetterau erstellt.

Um die akute Gefahr des Aussterbens des Großen Brachvogels in Hessen zu stoppen, wurde eine kurzfristig wirksame Lösung des Beutegreiferproblems gesucht. In Niederbayern und Südbaden wurden bereits erste positive Erfahrungen mit der Einzäunung von Brachvogelgelegen mit mobilen Elektrozäunen gemacht. In der Schweiz hat man einzelne Kolonien des Kiebitz eingezäunt.

Diese Maßnahmen wurden von der AG Wiesenvogelschutz in der Wetterau (AGWW) gemeinsam mit der UNB und dem Naturschutzfonds Wetterau ab 2008 bei Gelegen des Großen Brachvogels durchgeführt. Durch den Elektrozaun kann zumindest der Verlust der Gelege bisher vollständig ausgeschaltet werden.

Vorgehensweise: Das Brachvogelgelege wird in einem Radius von rund 12 Meter mit sechsfacher Elektrozaunlitze eingezäunt. Die sechs Elektrozaundrähte werden in Abständen von jeweils 18-20 cm gespannt, so dass keine Füchse den Zaun passieren können. Ein eingespieltes Team braucht hierfür nur 20-30 Minuten. Direkt nach Abschluss der Arbeiten kehren die Brutvögel wieder zu ihrem Nest zurück und setzen die Brut fort. Die Zaunanlage und das Brutgeschehen werden mindestens einmal täglich von den Gebietsbetreuern überprüft.

 Seit 2008 wurden insgesamt sieben Gelege des Großen Brachvogels durch die Elektroeinzäunung erfolgreich vor „Gelegeräubern“ geschützt!

Die Öffnet externen Link in neuem FensterArbeitsgemeinschaft Wiesenvogelschutz (AGWW) wurde für ihr Engagement für den Wiesenvogelschutz 2009 mit dem Öffnet externen Link in neuem FensterOVAG-Umwelt-und Innovationspreis belohnt! 

Die Gelegeschutzmaßnahmen werden 2010, wie bisher mit großem Elan, fortgeführt.