Die Arten der Feldflur brauchen ein Zuhause

Eine Schleiereule auf einem Holzstumpf.

Beobachtung der Schleiereule in der Nähe von Echzell, die heute nur noch selten anzutreffen ist.

Die Schleiereule und andere Arten verschwinden langsam aus unserer Landschaft. Wir können ihnen helfen, indem wir ihnen wieder Lebensraum schaffen. Deshalb sind Programme wie das hessische „FeldFlurProjekt“ so wichtig.

Die Schleiereule ist in Hessen seit etwa 10 Jahren auf einem starken Rückzug. Als Hauptgefährdungsursachen gelten Kältewinter und Brutplatzmangel. Nach Angaben der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) „zählt die Schleiereule zu den am stärksten im Bestand rückläufigen Vogelarten in Hessen. Von den in guten Jahren wie 2005 und 2008 noch etwa 2000 Brutpaaren in Hessen sind aktuell nur noch etwa 100 vorhanden. Der Wetteraukreis hat eine besondere Bedeutung für die Art, da bis zu 20 Prozent dieser Paare hier vorkommen. Brutorte der letzten Jahre sind von Nord nach Süd zum Beispiel Grund-Schwalheim, Echzell, Gettenau, Reichelsheim, Melbach, Dorheim, Schwalheim, Wickstadt, Karben und Bad Vilbel.“

Die Schleiereule bewohnt große, offene Lebensräume wie Wiesen und Grasstreifen entlang von Feldern, Hecken und Streuobstwiesen. Gern nutzt sie auch Gebäude wie alte Scheunen oder Kirchtürme, um dort ihren Nachwuchs aufzuziehen, jagt aber über den angrenzenden weiten Feldern. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus kleinen Nagetieren wie Wühlmäusen, Feldmäusen und Spitzmäusen. Diese Kleintiere leben auf Wiesen, Äckern sowie Streifen entlang dessen.

Aufwertung der Wege und Raine

Das „FeldFlurProjekt“ des Landes Hessen finanziert Maßnahmen zur Unterstützung bedrohter Arten der Agrarlandschaft. Dazu gehören unter anderem die Schleiereule, aber auch das Rebhuhn, die Grauammer, der Feldhamster und Insekten. 

Der Wetteraukreis beteiligt sich seit 2018 an diesem Förderprojekt. Der Fachdienst Landwirtschaft konzentriert sich dabei vor allem auf die Ackerflächen. Der Naturschutzfonds Wetterau e.V. ist unter dem Arbeitstitel „Blühende Bänder“ auf die Aufwertung der Wege und Raine spezialisiert. Seit 2018 hat der Naturschutzfonds im Wetteraukreis rund 10,5 Hektar Wege und 7,5 Hektar Raine angesät. Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds, freut sich über die gute Zusammenarbeit zwischen dem Naturschutzfonds und der Kreisverwaltung: „Um die Schönheit und Vielfalt der Natur in der Wetterau zu erhalten und zu fördern, ist eine gute Zusammenarbeit immens wichtig.“

Naturschutz durch interdisziplinäre Zusammenarbeit

Seit dem 1. April 2023 ist Alice Wilkin (Master Bioengineering, Agrarwissenschaften) als neue Mitarbeiterin beim Naturschutzfonds und wird nun hauptverantwortlich die Anlage und Pflege der „Blühenden Bänder“ betreuen. Alice Wilkin erklärt: „Ich bin davon überzeugt, dass Naturschutz nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich ist und freue mich auf die Kooperation mit allen, die sich für den Schutz der schönen Wetterau einsetzen wollen. Wer sich vom Projekt ‚Blühende Bänder‘ angesprochen fühlt, kann sich gerne bei uns informieren."

Die Biodiversitätsberatung wird im Rahmen des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ umgesetzt. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.

Wer eine Schleiereule beobachtet, kann dies der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. mitteilen, E-Mail, Geschäftsstelle, Telefon: 06008/18 03 oder direkt an ornitho. Dort werden alle Beobachtungen für den Wetteraukreis gesammelt.

Veröffentlicht am: 22. Juni 2023