Magerrasen sind Lebensraum für eine Vielzahl von typischen Tier- und Pflanzenarten, von denen viele als stark gefährdet eingestuft sind. Dazu gehören verschiedene Orchideen- und Enzianarten oder Reptilien wie die Zauneidechse oder die Schlingnatter.
Aufgrund der Schutzwürdigkeit der Magerrasenflächen und ihrer Bewohner hat der Naturschutzfonds Wetterau e. V. ein Magerrasenkataster für den Wetteraukreis in Auftrag gegeben. Inhalt ist die standardisierte Aufnahme der Flächen mit Aussagen über Lage und Größe, Arteninventar, die aktuelle Nutzung und die Gefährdung der Bestände.
Zweck der kreisweiten Erfassung und Bewertung der Magerrasenstandorte ist der Schutz und die Weiterentwicklung dieser empfindlichen Biotope und die zielgerichtete und effektive Planung von Pflegemaßnahmen und -einsätzen. Aufgrund der detaillierten Aufnahme und Bewertung der Biotope kann eine Prioritätenliste erstellt werden, nach der die Mittel für den Naturschutz effektiv eingesetzt werden.
Die Magerrasenstandorte im Wetteraukreis sind im gesamten Kreisgebiet verteilt, mit Schwerpunkten im Bereich Münzenberg-Butzbach-Rockenberg sowie im Raum Nidda–Ortenberg-Ranstadt (<media 61582>s. Karte</media>).
Seit dem Beginn der Kartierungen im Jahr 1996 wurden über 350 Magerrasenbiotope in Datenblättern beschrieben. Die Gesamtgröße der erfassten Flächen beträgt mehr als 180 Hektar.
Jeder Magerrasenstandort wird in einer Karte festgehalten. Pro Biotopfläche wird ein Tabellenblatt erstellt. Dieses Blatt macht Aussagen über die genaue Lage, Größe und Umgebung der Fläche, eine ausführliche Artenliste, die aktuelle Nutzung, eine Bewertung des aktuellen Zustandes des Biotops sowie Vorschläge zu biotoperhaltenden Maßnahmen.
Wichtigste Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
Die größte Gefahr für die Magerrasen im Wetteraukreis besteht in der Aufgabe der traditionellen Nutzung durch die Landwirtschaft. Das Gutachten ist daher eine wichtige Grundlage für Verhandlungen mit Landwirten mit dem Ziel, eine langfristige Nutzung der Flächen zu erreichen. Aufgrund der Ergebnisse wurden über die zuständige Landwirtschaftsbehörde bereits viele Pflegeverträge mit Landwirten, insbesondere Schäfern, abgeschlossen.
Auch bekommen die Städte und Gemeinden, in deren Eigentum sich diese Flächen häufig befinden, auf Wunsch Auszüge aus dem Kataster, um ihre Pflegeplanungen und Naturschutzmaßnahmen an den Erkenntnissen zu orientieren.
Die größten und hochwertigsten Magerrasenbestände existieren in der Regel dort, wo noch Hüteschäferei betrieben wird. Daher ist die Erhaltung der Schäfereibetriebe eine Voraussetzung für den Erhalt dieser für Natur und Landschaftsbild so bedeutenden Lebensräume.
Während der Kartierarbeiten konnten zahlreiche bemerkenswerte Pflanzenarten, darunter einige absolute Raritäten, festgestellt werden:
- In Büdingen wurde der Fransenenzian kartiert, dieser ist auf der „Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Hessen“ als gefährdet vermerkt.
- Auf dem „Enzheimer Kopf“ wurde der Kicher-Tragant aufgefunden – eine Pflanze, die im Wetteraukreis und in ganz Hessen äußerst selten ist.
- Am „Lohberg“ in Unter-Schmitten ist das Knorpelkraut entdeckt worden – es galt in Hessen als ausgestorben!
- Auf dem „Lochberg“ bei Bingenheim wurde ein großer Bestand des seltenen Acker-Wachtelweizens (Rote Liste Hessen: gefährdet) neu entdeckt.
- Am Münzenberger „Goldberg“ wurde der Langgestielte Mannsschild in mehreren Teilbereichen nachgewiesen. Es handelt sich dabei um das einzige Vorkommen in Hessen.
Das LIFE natur Projekt “Wetterauer Hutungen” als Folge:
Die Magerrasenkartierung des Naturschutzfonds Wetterau war eine wesentliche Grundlage für die Ausweisung des aus 21 Teilgebieten bestehenden FFH-Gebietes “Basaltmagerrasen der Wetterauer Trockeninsel”. Damit waren die Voraussetzungen für die Bewilligung eines groß angelegten, durch die EU kofinanzierten LIFE natur Projektes zum Schutz und zur Erhaltung der Wetterauer Magerrasen geschaffen. Dieses umfasst landkreisübergreifend die wichtigsten Heiden und Hutungen im nördlichen und östlichen Wetteraukreis sowie im südlichen Kreis Gießen.
Das Projekt setzt auf das Prinzip “Schutz durch Nutzung” und hat sich neben der Durchführung konkreter Maßnahmen zur Pflege und Wiederherstellung gefährdeter Magerrasenstandorte vor allem die Förderung der Schäfereien im Gebiet zum Ziel gesetzt. Zwischen 2010 und 2015 stehen insgesamt über vier Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung.
Weitere Informationen zum LIFE Projekt gibt es hier.