Tipps und Tricks zum Umgang mit der Herbstzeitlosen - Merkblatt

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist eine der giftigsten Pflanzen im Grünland. Vor allem auf extensiv genutzten Standorten kommt sie vermehrt vor. In den letzten Jahren zeigt sich jedoch auch zunehmend eine Verbreitung in anderen Gebieten. Ist die Herbstzeitlose einmal da, dauert es oft mehrere Jahre bis die Giftpflanze effektiv bekämpft ist. Da alle Pflanzenteile sowohl in frischem, als auch getrocknetem und siliertem Zustand hochgiftig sind, sollte beim Auftauchen der Pflanze sofort gehandelt werden.

Wachstumsverhalten
Wie es ihr Name schon vermuten lässt, blüht die Herbstzeitlose, anders als die meisten anderen Arten, erst im Spätsommer/Herbst. Ab Ende August sind dann die rosa-violetten Blüten in Tulpenform zu erkennen, welche von Insekten bestäubt werden. Nach der Bestäubung zieht sich die Herbstzeitlose für den Winter in unterirdische Knollen zurück. Konnten genug Reservestoffe gesammelt werden, bildet sich eine Tochterknolle, aus der im Folgejahr ebenfalls eine neue Pflanze wächst. Aus der Knolle treiben dann zwischen April und Mai die auffällig dicklichen Blätter mit der Samenkapsel dazwischen aus. Auch ohne erfolgreiche Bestäubung im Herbst kann die Herbstzeitlose im nächsten Frühjahr Blätter und weitere Tochterknollen ausbilden. Das sorgt für die sehr effektive Verbreitung der Herbstzeitlosen.

Mechanische Bekämpfung
Durch ihren besonderen Lebenszyklus breitet sich die Herbstzeitlose schnell flächig aus. Die Bekämpfung sollte daher bereits bei einzelnen Individuen vorgenommen werden. Eine mechanische Bekämpfung hat sich als am zielführendsten herausgestellt und ist meist auch auf Flächen mit rechtlichen Bestimmungen (Naturschutzrecht, Förderprogramme) anwendbar (Je nach Auflagen kann eine Ausnahmegenehmigung erforderlich sein. Diese erteilt das jeweils zuständige Landwirtschaftsamt. Einer Bekämpfung steht meistens nichts im Wege.) Je nach Ausbreitungsgrad kommen verschiedene Bekämpfungsmöglichkeiten in Frage.

Geringes Vorkommen der Herbstzeitlosen
Einzelindividuen sollten sofort entfernt werden, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Dazu wird die Pflanze inklusive (Tochter-)Knolle zwischen April und Mai ausgegraben/ausgestochen. Dies ist die effektivste Methode, erfordert jedoch Zeit und Aufwand. Etwas weniger aufwendig, aber auch weniger effektiv ist es, die Pflanzen auszureißen. Dabei reißt der Stängel knapp oberhalb der Knolle ab. Hier ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Das Ziel ist es, dass die Pflanze bereits so viel Energie in die Blätter und Samenkapsel gesteckt hat, dass sie beim Ausreißen maximal geschwächt wird. Der optimale Zeitpunkt ist, wenn die Knolle gerade vollständig aus dem Boden geschoben wurde. Hier sollte man zwei bis vier Wochen später die Fläche nochmals kontrollieren und bei Bedarf erneut ausreißen.

Massenhaftes Vorkommen der Herbstzeitlosen

Tritt die Herbstzeitlose massenhaft auf, eignet sich die Bekämpfung mit dem Mulcher. In der Regel ist dann nur die Nutzung des zweiten Schnitts möglich. Wie bei der Bekämpfung per Hand ist auch hier der Zeitpunkt der Maßnahme entscheidend für den Erfolg. Der erste Mulchgang erfolgt, wenn die Blattmasse vollständig ausgebildet und die Samenkapsel die Bodenoberfläche komplett durchstoßen hat. In diesem Wachstumsstadium ist die Herbstzeitlose normalerweise ab Mitte/Ende April.

Wichtig ist zudem die Geschwindigkeit und Tiefe beim Mulchvorgang. Es sollte nicht schneller als  drei Kilometer pro Stunde und nicht höher als drei Zentimeter gemulcht werden. Nur so werden die Samenkapseln wirklich abgeschlagen und rutschen nicht durch. Da nicht alle Pflanzen im gleichen Wachstumsstadium sind, wird der Mulchvorgang ca. vier Wochen später wiederholt. Durch das zweimalige Mulchen wird die Pflanze ausgehungert. Der folgende Aufwuchs kann genutzt werden.

Die häufigsten Fehlerquellen sind ein tendenziell zu frühes Mulchen bevor die Samenkapseln vollständig ausgebildet sind oder ein zu schnelles Fahren bzw. mit zu hoch eingestelltem Mulcher. Mitte/Ende April sind die Energiereserven der Herbstzeitlosen am Tiefpunkt, ein idealer Zeitpunkt Bekämpfungsmethoden einzuleiten. Wird zu früh gehandelt, kann die Knolle erneut austreiben. Bei einer zu späten Bekämpfung, wurden eventuell schon Tochterknollen gebildet. Bei einem konsequenten Vorgehen ist nach drei Jahren mit einer deutlichen Reduzierung des Herbstzeitlosen-Besatzes zu rechnen.

Grünland nachhaltig frei von Giftpflanzen halten
Neben der reinen Bekämpfung der Herbstzeitlosen, sollte das Grünland natürlich auch nachhaltig frei davon bleiben. Hierfür ist es wichtig, dass Sie die Nährstoffwerte und Grasnarbe Ihres Grünlands im Blick haben.

Nährstoffwerte beobachten
Das Grünland sollte einen pH-Wert zwischen (5) 5,5 – 6,5 haben. In diesem Bereich können die Nährstoffe von den Pflanzen gut aufgenommen werden. Ist der pH-Wert zu niedrig oder liegt ein Mangel an wichtigen Nährstoffen (Phosphat, Kalium, Magnesium) vor, schwächt dies das Grünland. Spätestens, wenn es zusammen mit witterungsbedingten Stress-Situationen auftritt (anhaltende Trockenheit, Hitze, Überschwemmungen, etc.), kann es zu Ausfällen von wichtigen Futterpflanzen kommen. Neben der schlechteren Futterqualität und -quantität, ist die Folge meist eine lückige Grasnarbe. Diese bietet gute Standortbedingungen für ein Einwandern von unerwünschten Arten. Behalten Sie daher Ihre Nährstoffwerte im Blick und handeln Sie frühzeitig (in Absprache mit den zuständigen Behörden, siehe Kasten unten).

Ab einem pH-Wert der kleiner als fünf ist, liegt nur noch eine Stickstoffverfügbarkeit von 30 Prozent vor. Das heißt 70 Prozent des Stickstoffs im Boden sind für Pflanzen nicht mehr verfügbar.

Grasnarben-Management
Eine lückige Grasnarbe kann verschiedene Ursachen haben. Neben einem geschwächten Grünland durch ungünstige Nährstoffwerte, kann auch die flächige, mechanische Bekämpfung der Herbstzeitlosen im Frühjahr (Methode wie oben beschrieben) die bereits vorhandenen Lücken der Grasnarbe verstärken. Lücken in der Grasnarbe können für ein Einwandern von unerwünschten Arten sorgen bzw. die Erfolge der Bekämpfung der Herbstzeitlosen hemmen. Sollte Ihr Grünland bereits Probleme mit Giftpflanzen/ unerwünschten Arten haben, sollten Sie die Grasnarbe im Blick haben. Ab einen Lückenanteil von ca. 15 Prozent ist eine Nachsaat mit (Regio-) Saatgut zu empfehlen.

Die Herbstzeitlose tritt häufig auf naturschutzfachlich wertvollen Flächen, auf Flächen in Schutzgebieten oder auf Flächen mit rechtlichen Bindungen (z.B. Ökokonto/ HALM) auf. Kalkungen, Ausnahmeregelungen von Düngeverboten oder auch Nachsaaten müssen mit den zuständigen Behörden (Naturschutzbehörde, Landwirtschaftsamt) abgesprochen werden.

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