Herbstzeitlose breitet sich im Wetteraukreis aus
Die Herbstzeitlose ist eine der giftigsten Pflanzen sowohl für unsere Nutz- und Weidetiere als auch für uns Menschen. Im Grünland stellt das Vorkommen der Pflanze die Bewirtschaftung vor Herausforderungen: Es muss abgewogen werden zwischen Nahrungsmittelsicherheit, Tierwohl und Naturschutz.
Eigentlich ist die Herbstzeitlose recht hübsch anzusehen - zumindest im Herbst, wenn sie blüht. Jetzt im Frühjahr sind nur die grünen Blätter mit ihrer Samenkapsel sichtbar und für ein ungeübtes Auge im Grünland gut getarnt. Tierhalter/innen erkennen sie meist sofort, denn das Gift der Pflanze bedroht die Tiergesundheit - und das sogar besonders tückisch. Das zum Teil tödliche Gift wirkt, anders als bei vielen anderen Giftpflanzen, sowohl im frischen Gras, als auch im Heu oder siliert.
Vor allem auf extensiv genutzten Standorten kommt die Herbstzeitlose vermehrt vor. In den letzten Jahren zeigt sich jedoch auch zunehmend eine Verbreitung in andere Gebiete. Im Wetteraukreis sind häufig die weitläufigen Feuchtwiesen in den Auenbereichen betroffen. Diese sind besonders für den Natur- und Hochwasserschutz wichtig. So bieten sie zum Beispiel für viele bedeutende Vogelarten Brut-, Rast- und Überwinterungsmöglichkeiten.
Eine Ausbreitung der Herbstzeitlose ist unter mehreren Blickwinkeln kritisch. Tritt die Pflanze in großen Mengen auf, kann die Fläche nicht klassisch als Weide oder Wiese genutzt werden. Denn, unter dem Aspekt der Futtermittelsicherheit muss mit dem Auftauchen der Pflanze sofort gehandelt werden. Heu oder Silage mit Giftpflanzen dürfen nicht in Umlauf gebracht werden. Auf der Weide selektieren zwar weidende Tiere häufig die Pflanze, wenn ausreichend anderes Futter zur Verfügung steht. Sicher ist dies aber nicht. Im schlimmsten Fall können die Grünlandflächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Ohne eine Bewirtschaftung können jedoch auch die wertvollen Flächen und Arten nicht erhalten werden.
Wird eine Bekämpfung der Herbstzeitlose durchgeführt, erfolgt dies klassischer Weise mechanisch mittels zweier Mulchvorgänge im Frühjahr. Dabei können wiederum Beeinträchtigungen zum Beispiel bei bodenbrütenden Vögeln oder Rehkitzen erfolgen. Die Auswirkungen können zwar bei entsprechender Vorkontrolle minimiert werden - um jedoch eine Bewirtschaftung in allen Gebieten langfristig zu sichern, sollte eine Bekämpfung der Herbstzeitlose direkt mit dem Auftauchen der ersten Pflanzen stattfinden.
Richtiger Umgang mit der Herbstzeitlosen
„Es ist uns sehr wichtig, dass die wertvollen Grünlandgebiete der Wetterau weiterhin für unsere Landwirt/innen zu Verfügung stehen“, bemerkt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V.. „Ich bin mir sicher, dass immer Lösungen gefunden werden um sowohl gefährdete Arten zu schützen, als auch dem Tierwohl im vollen Umfang gerecht zu werden“. Wie die richtige Bekämpfung aussieht, welche Möglichkeiten es gibt und was für eine Vorsorge betrieben werden kann, war Thema einer Veranstaltung vom Naturschutzfonds Wetterau e.V. zusammen mit dem Fachdienst Landwirtschaft und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).
Die Veranstaltung zur Herbstzeitlosen fand im Rahmen der angebotenen Grünlandberatung für Natura 2000 Gebiete statt. Diese ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.