Kulturlandschaft erhalten - Kompromiss für den Traiser Steinberg
Flora und Fauna des Traiser Steinbergs werden durch die verstärkte Freizeitnutzung der letzten Monate in Mitleidenschaft gezogen. „Die naturschutzfachliche Rarität im Wetteraukreis wird durch die vielen Besucherinnen und Besucher, die mitten durch das Schutzgebiet streifen bedroht“, stellt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes Naturschutzfonds Wetterau e.V. fest.
Naturschützer, Kreisverwaltung und der Landschaftspflegeverband des Wetteraukreises bemühen sich seit vielen Jahren um das Gebiet. Die Erhebung süd-östlich von Münzenberg ist Teilgebiet des FFH Gebietes „Basaltmagerrasen am Rand der Wetterauer Trockeninsel“ und ist ein Besuchermagnet durch seine an der Oberfläche liegenden Findlinge aus Konglomerat- Sandsteinblöcken. Steht man im Gebiet „Traiser Steinberg“ findet man sich zwischen verschiedenen Lebensraumtypen wie artenreichen montane Borstgrasrasen oder submediterane Halbtrockenrasen.
Seltene Tierarten in Gefahr
Die sehr seltenen, auf dem Traiser Steinberg lebenden, Pflanzen, Vogel-, Flechten- oder Heuschreckenarten wie die stark gefährdeten Schwarzfleckigen Heide-Grashüpfer sind durch die verstärkte Freizeitnutzung in Gefahr. „Neben dem zurückgelassenen Müll verursachen auch die massiven Trittschäden und Fahrspuren durch das gesamte Gebiet massive Schäden für Flora und Fauna“, berichtet Franka Hensen, Geschäftsführerin Landschaftspflegeverband Naturschutzfonds Wetterau e.V. „Besonders die empfindlichen Flechten – bis zu zehn Jahre alte Lebewesen die auf den Felsen leben – werden durch Picknicke und Klettern auf den Felsen bedroht. Die Natur soll weiterhin erlebbar bleiben. Wir freuen uns über interessierte Besucher des Gebietes, bitten jedoch die Hinweisschilder vor Ort zu berücksichtigen“ so Hensen.
Die vielfältige und ökologisch hochwertige Landschaft kann nur dank der regelmäßigen Schafbeweidung und durch zusätzliche Pflegemaßnahmen erhalten werden. Der Arbeitskreis Traiser Steinberg leistet seit vielen Jahren engagierte, ehrenamtliche Pflegeeinsätze im Gebiet. Dafür hat die Gruppe Arbeitskreis Traiser Steinberg 2011 den Umweltpreis erhalten. Heute ist die Gruppe statt mit der Nachpflege der Magerrasenflächen zwischen den Felsen immer häufiger mit dem Sammeln von Müll beschäftigt.
Im Life+ Projekt „Wetterauer Hutungen“ wurden gut 2,5 Hektar des Schutzgebiets entbuscht, entkusselt und eine regelmäßige Beweidung mit Schafen initiiert. Bei der Entkusselung werden junger Gehölze, sogenannter Kussel, beseitigt. Dabei wird mit der aufkommende Gehölzaufwuchs entfernt, der meist aus Pionierbaumarten wie Kiefer, Weide oder Birke besteht. Das Entkusseln ist neben der gezielten Beweidung eine Form der Kulturlandschaftspflege zur Offenhaltung von wertvollen Mager- und Trockenrasen, die sich ohne Eingriff durch den Menschen zu Wäldern entwickeln würden. Die Nutzung und Pflege wird weiterhin von den Akteuren begleitet und so die Erhaltung seltener Pflanzenarten wie die Spitzflügelige Kreuzblume und Küchenschelle gefördert.