Speed-Dating auf dem Acker - Rebhühner sind im Paarungsstress
Für den Paarungstanz bleiben den Rebhühnern nur rund eine halbe Stunde in der Morgen- und Abenddämmerung. In diesem Zeitraum schlafen die Greifvögel meist schon oder noch und das spärliche Licht reicht gerade aus, um die Silhouette eines Fuchses zu erkennen.
In der Winterzeit bis etwa Ende Februar leben die Rebhühner in sogenannten „Ketten“ im Familienverband. Diese Ketten bestehen entweder aus dem Elternpaar mit ihren erwachsenen Jungvögeln oder es haben sich Hühner zusammengetan, die im letzten Sommer keinen Bruterfolg hatten. Oftmals können Rebhuhn-Ketten im Winter auf offenen Ackerflächen auch aus größerer Entfernung erkannt werden.
Im Rausch der beginnenden Frühlingsgefühle lösen sich die Ketten Ende Februar auf und es beginnt die „Damenwahl“. Die Hennen suchen sich außerhalb der Familienmitglieder einen Hahn aus. Die Hähne sind meist in der Überzahl und machen mit lautem „Kiereck“- Rufen andere Rebhuhn-Ketten auf sich aufmerksam. Der Kampf der Hähne untereinander wird von den umher rennenden Hennen ganz genau beobachtet, denn der beste Kämpfer ist auch der attraktivste Partner! Bei Interesse wird ein intensiver Blickkontakt mit dem Auserwählten aufgenommen und die richtige Balz beginnt.
Im Übergang zum Monat März haben sich die meisten Paare bereits gefunden und es erfolgt eine Zeit emotionaler Paarbildung, die oft ein Leben lang bestehen bleibt.
Von ihrem Winterlebensraum wandern die Paare nun von den Ketten ab und suchen sich ein Brutrevier in der Nähe. Voraussetzung für die Wahl eines Brutreviers ist vor allem das Vorhandensein von höherer Vegetation in Verbindung mit einem guten Insektenvorkommen.
Im Winter besteht die Nahrung der Rebhühner überwiegend aus Pflanzenteilen wie z.B. Raps und Wintergetreide, Gräser, Wildkräuter und deren Samen sowie aus übrig gebliebenen Körnern auf dem Acker. In der Phase der Eiablage im Mai benötigen die Hennen jedoch zunehmend tierische Nahrung, die fürsorglich von den Hähnen gesucht und ihrer Henne angeboten wird. Die jungen Küken ernähren sich in den ersten Lebenswochen ausschließlich von Insekten.
Diese wichtigen Faktoren, die das Überleben der Rebhühner in unserer Kulturlandschaft sichern, sind oftmals in der intensiv genutzten Agrarlandschaft nur noch wenig anzutreffen. Zudem sind auch die zahlreichen Prädatoren wie der Fuchs eine nicht zu unterschätzende Gefahr für junge und alte Rebhühner!
Viel Engagement zur Verbesserung des Lebensraums Agrarlandschaft
„Als sehr wertvoll sind die zahlreichen Maßnahmen, die in den letzten Jahre durch Kooperationen von Landwirt/innen, Naturschutz, Jägerschaft und Behörden im Rahmen des Rebhuhn-Schutzes durchgeführt worden sind, zu bewerten“, findet Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes Naturschutzfonds Wetterau e.V. „Durch die Anlage von abwechslungsreichen blütenreichen Strukturen auf Ackerflächen und der angrenzenden Feldflur wird der beschränkte Lebensraum für das Rebhuhn und andere Arten der Agrarlandschaft wie Feldhamster, Hasen, Feldlerche, Insekten etc. deutlich aufgewertet.“
Diese positive Entwicklung, die Dank der intensiven Bemühungen aller beteiligten Akteure zu verzeichnen ist, lässt sich auch in der zunehmenden Populationsstärke der Rebhuhn-Bestände, insbesondere in der Wetterau, ablesen.